Des Autos Klage
Als die Autos laufen lernten
Gereimt – mit Herz auf Schmerz – lamentierte anno 1913 ein unbekanntes
Automobil über die Ungerechtigkeiten in seinem Dasein. Wie
Unbeholfen auch damals manche Fahrer mit ihren wertvollen Gefährten umgingen,
davon künden die allzu menschlichen Klagen in diesen Zeilen.
Automobil über die Ungerechtigkeiten in seinem Dasein. Wie
Unbeholfen auch damals manche Fahrer mit ihren wertvollen Gefährten umgingen,
davon künden die allzu menschlichen Klagen in diesen Zeilen.
von Wilbur D. Nesbit. Mit Zeichnungen von Rodney Thomsen
1. Das Auto stand am Wegesrand – das Auge voller Schmerz,
Mit schlappen Reifen und Verdeck. Gebrochen schien sein Herz.
Das Auto seufzt: „Mir ist so weh; mir bricht das Herz entzwei,
Man tut mir unrecht und man schimpft mich obendrein dabei.“
2. „So holt mich zu einer Fahrt – und plötzlich bleib’ ich stehn.
Weil mein Benzin zu Ende war, durch meiner Herrn Versehn.
Wer kriegt es nun? Sie selbst vielleicht? So sollte es wohl sein,
Doch nein, sie schmähn und höhnen mich und schreien auf mich ein.“
3. „Und dann! Ich seh es ganz genau, das Glas dort geradeaus,
Der Reifen platzt und schon gerät man wieder aus dem Haus.
Man tadelt nun nicht gar den Lenker, i bewahr’,
der Reifen kriegst, der Lieferant und wieder i c h sogar.“
4. „Die Panne kommt; eh’ sie beginnt, tut sich mein Eigner dick.
Er weiß ja alles so genau und sieht’s mit sicherem Blick.
Was sieht er denn? – Die Kupplung rutscht! Und was tut e r dabei?
Er schimpft auf mich, i c h sei dran schuld! – Die alte Litanei!“
5. „Kommt irgendwie ein Splitter mal in den Vergaser rein,
So schreit er Haare raufend gleich: „Was mag das wieder sein!?“
Und mit dem Schraubenschlüssel pufft und knufft sodann er mich,
Und brüllt: „Es gibt wahrhaft’gen Gott, kein’ größern Murks wie dich.“
6. „Er läßt mich schleudern; weder Öl bekomm’ ich noch Benzi,
Der Kühler kriegt sein Wasser erst, wenn ich am Kochen bin.
Doch nie bisher hat jemals er sein Unrecht eingeseh’n;
Er kramt in seinem Wortschatz nur, um mich erst recht zu schmäh’n.“
7. „Ach wäre ich doch nur ein Pferd, dann würde ich gepflegt,
Mir armen Auto aber wird stets Schuld nur beigelegt.“
Das Auto weinte laut und sprach: „Da hinten kommt mein Herr,
Er ist so dumm und bläht sich auf und macht mirs Leben schwer.“
(aus Colliers Weekly)